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Offener Brief an den Landrat Krebs

Herr Landrat, sind Sie mutig und gehen mit der neueren Technik!

Am 20.9.2019 hat die VHT in Wehrheim ihre S-Bahn-Planung präsentiert, die ohne Bürgerbeteiligung entstanden ist. Allein die gezeigten Planungsfotos zeigen eine Landschaftszerstörung riesigen Ausmaßes und geben uns Anlass, nach besseren Alternativen zu suchen, die auch schneller realisierbar wären. Das vorgestellte Konzept erscheint uns unwirtschaftlich und würde nach unseren technischen, ökonomischen und ökologischen Erkenntnissen einer Wirtschaftlichkeitsbetrachtung nicht standhalten, zumal hinsichtlich Taktung und Kapazität kaum Nutzenvorteile erkennbar sind. Die Vorteile der bisherigen Taunusbahn, für die ich als Spross einer Eisenbahnfamilie schon seit 1990 eingetreten bin, sollten erhalten und weiter ausgebaut werden, um diese wirklich zukunftsfähig zu machen.

Sparen Sie die gesamte Elektrifizierung und den Kahlschlag an allen Gleisen ein und setzen Sie auf die neue Technik, die erst in den letzten Jahren wirklich serienreif wurde. Die neuen Akku-Züge, die auch unter Fahrdraht fahren können, lassen sich perfekt ins bisherige S-Bahn-System integrieren und fahren ab Friedrichsdorf bis Usingen und zurück aus ihrem Stromspeicher – ganz ohne Oberleitung! Ladestationen brauchen sie nicht. Sogar nach Grävenwiesbach und durch den Tunnel nach Brandobern-dorf könnten diese Züge ab Anlieferung fahren! Das bedeutet also auch einen S-Bahn-Verkehr schon zehn Jahre früher als vom VHT derzeit geplant! Solche neuen Akku-Züge gibt es inzwischen von allen großen Herstellern: Siemens Desiro ML, Stadler Flirt, Bombardier Talent 3 und Alstom Coradia, viele sind schon im Einsatz und haben sich in Ausschreibungen in Nord- und Süddeutschland als zukunftsweisend durchgesetzt. DB Regio Nord hat sogar einen Kostenvorteil gegenüber normalen Triebwagen errechnet!

Daher unser Appell: Stellen Sie die angelaufenen Planungen zurück und geben Sie der neuen – ökologisch besseren und nicht teureren  Akkuzug-Technik eine faire Chance!

Und sparen Sie darüber hinaus in jedem Fall sechs bis sieben Millionen Euro für die geplante Zweigleisigkeit zwischen Bahnhof Saalburg und Wehrheim, diese sind Verschwendung! Der gezeigte grafische Fahrplan des RMV sieht eine Begegnung von S-Bahn-Zügen etwa  30 bis 40  Sekunden vor Ankunft des Zuges aus Frankfurt/Main in Wehrheim vor. Diese Begegnung lässt sich durch kleinere Maßnahmen nach vorne in den Bahnhof Wehrheim hinein verlagern. Die Zweigleisigkeit kann dann ohne Zeitverluste entfallen! An diesen Stellen lässt sich der Zug von Friedrichsdorf her bis Wehreim um diese Sekunden beschleunigen:

1. von der Vitos-Klinik = Streckenkilometer 3,4 bis 3,8 von 70 auf 80 km/h und von Kilometer 3,8 bis 4,8 von 80 in der langen Geraden auf 90 oder 100 km/h. 

2. von Kilometer 4,8 bis 5,2 über die Talbrücke von 60 auf 80 km/h. Nur der Kurvenradius oberhalb der Brücke im Köpperner Tal müsste etwas verschlankt werden. Dann kann jeder Zug mit 80 km/h durchfahren und muss nicht auf 60 abbremsen und nach 400 m wieder auf 80 km/h beschleunigen, ein unnötiger Zeitverlust schon heute. Nach Auskunft der Planungsgesellschaft hat man an diese – von mir dem VHT schon 2017 mehrfach initiativ vorgeschlagene – effektvolle Verbesserung gar nicht gedacht! 

3. von Kilometer 8,2 bis 8,3 von 60 auf 80 km/h nach Erneuerung eines Wasserdurchlasses von ca. 80 cm Durchmesser.

 4. Zusammen mit dem VHT und gutem Willen lassen sich gewiss noch weitere solcher Zeiträuber ausfindig machen und eliminieren, z.B. im Köpperner Wald. Das wäre eine originäre Pflicht aller Planer zur Ersparnis von Millionen Baukosten. Wir unterstützen alle Entscheidungsträger weiter mit unseren Ideen!

Jeweils sind die entfallenden Brems- und Beschleunigungsdauern vor und nach diesen weiteren Langsamfahrstellen als Zeitersparnis hinzuzurechnen Alle vorgeschlagenen Maßnahmen ersparen die erforderlichen  30 bis 40 Sekunden und sind ohne größeren Aufwand realisierbar. 

Diese Ideen würden mit geringem Aufwand die komplette Zweigleisigkeit mit ihren 6 – 7 Millionen Baukosten ersparen. Diese gewaltige Einsparung wäre für die Staatsfinanzen, für die Anwohner und die Ökologie ein klarer Gewinn. Hunderte von Bäumen, ein besseres Klima und ein weiter freundliches Landschaftsbild danken Ihnen Ihren Mut!

Nehmen Sie die Chance wahr, jetzt die Optimierung der Taunusbahn effektiver zu gestalten. 

Damit ersparen Sie uns, unsere Ideen erst im Planfeststellungsverfahren und anschließendem Klageverfahren durchzusetzen. Wollen Sie wirklich diese Verzögerungen? Oder ist Ihnen auch an einer wirklich zukunftssicheren und betriebssicheren Taunusbahn gelegen? Wir freuen uns auf einen direkten konstruktiven Dialog mit Ihnen. 

Nutzer und Wähler des Hochtaunuskreises danken es Ihnen.

Mit freundlichen Grüßen

 Wilfried Kohlmeier, Wehrheim 
– zugleich für Bürgerinitiative Pro-Taunusbahn und für zahlreiche interessierte und betroffene Hochtaunus-Bürger
 

Quelle: Taunuszeitung vom 01.11.2019